Am 31. Oktober gibt es nach neun Monaten Pause wieder einen Durchgang der steirischen Nachwuchsliga. In der Krise hat sich gezeigt, dass es einige engagierte Funktionäre gibt, die alles dafür tun, damit der Nachwuchs Wettkämpfe bestreiten kann, die einfach das Salz in der Suppe sind, denn ohne Wettkämpfe fehlt den Kindern noch mehr als sonst ein Ziel, auf das sie hinarbeiten sollen. Und die Situation ist ohnehin schon sehr schwierig. Die Vereine sollten darüber nachdenken, die Nachwuchsarbeit wieder zu intensivieren. in ihrem eigenen Interesse. 

Die Coronakrise hat auch den Tischtennissport hart erwischt. Nach dem abrupten Meisterschaftsende Mitte März durften wir zwar im Juni wieder in die Hallen, durch das erneute Aufflammen des Virus im Herbst wurden aber wieder alle größeren Turniere abgesagt. Das betrifft natürlich auch alle Nachwuchs-Meisterschaften. Und das ist besonders bitter, denn während die Erwachsenen und älteren Jugendlichen sich zumindest in der Mannschaftsmeisterschaft Woche für Woche messen können, sind unsere Jüngsten dafür noch nicht stark genug. Mehr noch: Es gibt viele, fünf davon auch in unserem Verein, die seit Monaten Tischtennis spielen, aber noch nie ein Bewerbsspiel bestritten haben, weil es einfach keine Möglichkeiten dazu gegeben hat.

Dass jetzt unter etwas anderen – komplizierteren Rahmenbedingungen wieder ein Durchgang der Nachwuchsliga stattfinden kann, erfüllt mich als engagierten Jugendtrainer mit großer Erleichterung und Dankbarkeit. Ein großes Danke an StTTV-Nachwuchsreferent Thomas Wildling, Indigo-Nachwuchsleiter Attila Balaz, der Halle und Turnierleitung beisteuert, sowie allen anderen Vereinen, die sich auf meine Initiative hin zurückgemeldet haben, dass wir das jetzt zustande bringen. All diese Vereine haben gezeigt, dass ihnen der Nachwuchs sehr am Herzen liegt.

Endlich kann ich meinen jungen Spielern wieder eine Perspektive geben, wofür sie eigentlich trainieren. Denn wenn ein Spieler nie überprüfen kann, wo er eigentlich steht, kann er ja gar nicht bemerken, ob sein Einsatz für dieses oder jenes Niveau ausreicht. Das sorgt für eine Motivationslosigkeit im Training, die in der aktuellen Generation ohnehin schon viel verbreiteter ist, als in früheren Jahren. Doch es hilft nichts zu jammern, sondern jeder muss versuchen, aus jeder Situation das beste zu machen.

Und das bringt mich zu einem Punkt, der eigentlich großer Anlass zur Sorge ist: Die Zukunft des steirischen Tischtennissports. Denn diese ist massiv gefährdet. Ein Blick auf die Statistik kann da sehr hilfreich sein, über die Verbandsseiten kann man das alles abrufen. Während die absolute Anzahl an Meisterschaftsspielern in der Steiermark in den vergangenen zehn Jahren sogar leicht angestiegen ist (2010: 677 Spieler, 2020: 722 Spieler), ist die Anzahl der U21-Spieler im gleichen Zeitraum enorm gesunken (2010: 259 U21-Spieler, 2020: 161 U21-Spieler). Jetzt könnte man sich diese Zahl schönreden und sagen, dass wegen der Coronakrise einige Jugendliche, die vielleicht im März oder April ihr Debüt gegeben hätten, wegfallen. Aber wie viele wären das? Mehr als 15 werden es nicht sein. Die Zahlen zeigen deutlich, dass das steirische Tischtennis gemeinsam altert – die Anzahl der Ü40-Spieler hat sich in zehn Jahren um mehr als 100 erhöht, jene der Ü60-Spieler hat sich sogar fast verdoppelt (2010: 68, 2020: 121).  Das ist schön für die Spieler, denn es zeigt dass sie auch in höherem Alter noch leistungsfähig sind. Aber wenn man sich das Durchschnittsalter in manchen Gebietsligen oder 1. Klassen ansieht, dann kann man sich schon ausrechnen, dass es bald viel weniger Ligen geben wird. Und das ist für jemanden, der diesen Sport liebt, halt sehr schade.

Die Vereine sollten sich einmal eine Frage stellen: Wo steht mein Verein in zehn Jahren? Wer wird dann noch an der Meisterschaft teilnehmen? Wie kann ich die älteren Spieler, die irgendwann mit der Meisterschaft und irgendwann ganz mit dem Tischtennis aufhören, ersetzen? Die Antwort ist ganz einfach, durch regelmäßiges hochwertiges Jugendtraining. Und obwohl das wahrscheinlich jedem Verein klar ist, setzt es nur ein Bruchteil um. 19 der steirischen Tischtennisvereine haben überhaupt keinen U21-Spieler in ihren Reihen, 18 weitere haben einen, zwei oder drei. Die Nachwuchsarbeit in der Steiermark wird also von nur rund 20 Vereinen abgedeckt. Und das ist sehr schade, denn man sieht ja an neuen, aufstrebenden Vereinen mit toller Nachwuchsarbeit wie Großloblming, Langenwang oder St. Stefan/Stainz, dass in sehr kurzer Zeit sehr viel aufgebaut werden kann. Auch unser Verein hat das vor 20 Jahren erkannt und durch den Aufstieg unserer Nachwuchsspieler durch alle Ligen sind wir von einem unbedeutenden Provinzklub bis in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Ganz einfach, weil unsere eigenen jungen Spieler der Vereinsleitung die Richtung vorgegeben haben.

Gewiss, Nachwuchsarbeit ist äußerst anstrengend, man braucht viel Geduld und gute Nerven. Auch wir haben in diesem Herbst wieder zwei unserer aussichtsreichsten Talente verloren. Die Drop-Out-Quote in unserem Verein in den vergangenen 20 Jahren liegt bei weit über 100 Kindern, die aufgehört haben. Das ist nicht nur im Tischtennis so. Aber je besser die Kinder den Sport erlernt haben, desto eher kommen sie später wieder zurück. Auch hierfür haben wir mit Julian Stefanetti, der wieder Unterliga spielt, und einem weiteren Spieler, der schon wieder regelmäßig  und hervorragend trainiert, zwei aktuelle Beispiele im Verein. Es könnte also auch eine Strategie sein, seine ehemaligen Spieler zu motivieren, wieder einmal zu kommen, denn verlernen tut man es nicht so schnell, das haben unzählige erfolgreiche Wiedereinsteiger bewiesen. All das ist derzeit aber natürlich kein Thema, aber für die Zeit im Mai 2021, wenn der aktuelle Wahnsinn vielleicht einmal abebbt, könnte es ja eine Strategie sein, den oben beschriebenen Entwicklungen entgegenzuwirken. Derweil freuen wir uns einfach auf den Durchgang am 31. Oktober und hoffen, dass wir während der Saison noch viele weitere folgen lassen können.