DIE PUCH-BARACKE – HEIMSTÄTTE DES ASV PUCH TISCHTENNIS VON 1949 BIS 2000
Sehr, sehr persönliche Erinnerungen an die coolste Tischtennis-„Halle“, die es für mich als Kind geben konnte. Eine Zeitreise in das Jahr 1981 und folgende…
Wie soll man diese Halle beschreiben? Halle, zumindest Sporthalle, im zeitgemäßen Ziel war es keine. Nicht im Jahr 2000, als die Konzernleitung von Magna-Steyr ihr Ende verlauten ließ, aber auch nicht 1981, als der Autor dieser Zeilen seine ersten Bälle in ihr schlug. Meistens mussten wir am Beginn eine halbe Stunde schupfen unter unserem Trainer (von ihm später noch mehr), das war Vereinstradition beim ASV Puch. Lustigerweise konnte ich zwar bald stundenlang ohne Fehler schupfen, dafür aber mit einer Technik, über die sich viele noch zehn Jahre später lustig gemacht hat. Es war eher „heben“, als mit Unterschnitt schupfen.
Ahnung über die Geschichte dieser Halle oder des Vereins, über Staatsliga-Teilnahmen oder über Staatsmeistertitel der Spieler, über Erfolge, Schlachten, Streitigkeiten mit anderen Vereinen oder was auch immer, hatte ich 1981 keine. Wäre auch wirklich zu viel verlangt gewesen von einem Siebenjährigen.
Vier Tischtennistische hatte der ASV Puch immer aufgestellt in der Baracke, allerdings gut verteilt. Zwei in der „großen Halle“ und je einen oben in den zwei kleinen Kammerln. Dennoch konnte man ganz gut spielen in diesen Räumen. Wir Kinder spielten anfangs vor allem „oben“ in den kleinen Räumen, weil „unten“ durften nur die Guten und die Älteren spielen. Uns war das egal, denn zu Zweit in einem der kleinen Räume konnten wir eh viel besser Blödsinn machen. Also erfanden Oliver, Rene, Thomas, später Harald, Robert und eben ich großartige Abwandlungen des Tischtennisspiels. Zum Beispiel musste jeder Spieler den Abschlag nicht nur auf den Tisch treffen, sondern auch hinten an die große, grüne Fläche, ähnlich eines Fußballtores. Also, der eine hat verteidigt, richtig schön hoch aufgespielt, und der andere schlug ab. Den Tisch treffen ohne zurückbringen des Gegners zählte einen Punkt, Tisch treffen und auch die Rückwand, zwei Punkte. Kann schon sein, dass mein späterer Spielstil, jeden Ball irgendwie zu erreichen mit den verrücktesten Flugshows, auch wenn es völlig aussichtslos war, ihn noch irgendwie zurückzubringen, auf dieses von uns jahrelang praktizierte Spiel zurückzuführen ist…
Ich habe immer gern in der Puch-Baracke gespielt, später auch unten im großen Raum, auch wenn die Paraden wegen des harten Bodens dort noch viel schmerzhafter waren. Aber ich habe ja dann doch auch schon ein bisschen ernsthafter trainiert. Unser Trainer Fritz Steinmüller war ein strenger Mann. Er hatte vorher viele gute Spieler herausgebracht wie Max Seifried, Heli Schwarz, Gerald Feichtinger oder die Brüder Gerd und Günter Hascher. Und ich habe mich immer gefragt wie, denn bei den Kursen des steirischen Landeskaders war ich regelmäßig der Spieler mit der schlechtesten Technik. Ganz hab ich das wohl nie aufholen können…
Aber zurück zur Puch-Baracke: Manche Gegner haben sie weniger gern gehabt, besonders in Erinnerung ist mir da natürlich Walter Kober von UTTV. Es dürfte so rund um 1992 gewesen sein, als er seinen legendären Spruch zum ersten Mal abgelassen hat: „Kantn, Kantn, immer Kantn. Immer in der Halle, scheiß Halle!“ Später hat er auch in anderen Hallen viel Pech gehabt, aber das habe ich damals ja nicht gewusst und daher hat sich dieser Satz so sehr eingeprägt und ist für mich zum Sinnbild für die Baracke geworden. Wir von Puch haben natürlich alle extrem gern zu Hause gespielt, weil wir gewusst haben, dass alle Auswärtsmannschaften extrem ungern hier gespielt haben…
Es war auch gefährlich in der Puch-Baracke, denn im Gegensatz zu einer Sporthalle gab es ja viele Gefahrenmomente. Zum Beispiel die riesigen Heizkörper, in die man hinein fliegen konnte, wenn man einmal ausgerutscht ist. Ich erinnere mich an einen Vorfall mit dem Aigner-Willi und, ich glaube, auch Peter Nalukowy hat es einmal erwischt. Und der Ditmar Baloch ist in einem der kleinen Räume einmal ausgerutscht und mit der Hand durch das geschlossene Glasfenster geflogen. Und wieder ein Rettungseinsatz. Gott sein Dank ist nie etwas Schlimmeres passiert. Aus heutiger Sicht eigentlich ein Wahnsinn, dass so etwas kommissioniert war. Oder war es das eh nicht. Keine Ahnung.
Durch die enge Atmosphäre gab es oft großartige Stimmung bei den Partien. Vor allem „oben“ in den kleinen Räumen, wenn sich da zwei Spieler bekämpft haben und links und rechts sind je fünf Leute gesessen und haben geklatscht. Es waren gefühlt 100, so laut war es dann!
Was die Puch-Baracke für uns Kinder aber auch ausgezeichnet hat, war ihre Lage. Rundherum gab es viele Wiesen. Die hatte ich zwar grundsätzlich gern, weil man darauf schön spielen konnte, doch ich hatte auch ein bisschen Angst vor ihnen. Denn unser Trainer Steinmüller sagte immer zu mir, wenn ich nicht entsprochen hatte: „Wennst net spün kaunnst, geh außi Gras zupfen!“ Ich musste das zwar nie tun, aber ich hatte wirklich Angst, dass ich einmal zwei Stunden nur sinnlos Gras zupfen müsste. Herr Steinmüller hat mir auch mehrmals angedroht, mich in den Keller zu sperren. Da die Puch-Baracke so groß war und viele Räume der anderen Sektionen für uns nicht zugänglich waren, wusste ich als Kind ja nicht, dass sie gar keinen Keller hatte! Erst viel später dämmerte es mir.
Dazu gab es draußen den Sportplatz der Fußballer, auf den wir aber nicht durften, diese eine Steinmauer, auf die wir mit größter Mühe immer raufgekraxelt und danach runter gesprungen sind und natürlich die wunderbaren Bäume. Vor allem diese riesige Blutbuche hatte es uns angetan. Baumkraxeln war schon sehr lustig und bei meiner jetzigen Höhenangst weiß ich gar nicht, wieso ich damals so gern meterweise hinauf geklettert bin. Herr Steinmüller, jaja, mit den damaligen Trainern musste man noch per Sie sein, hat uns oft gesucht und nicht gefunden, weil wir weit oben im Baum und ganz ruhig verharrt sind. Manchmal sind wir dann viel später doch in die Halle gegangen, um zu trainieren… Sollten die Kinder und Jugendlichen aus meiner Trainingsgruppe das alles gelesen haben: Das ist natürlich alles nur erfunden und in Wirklichkeit war ich, wie auch alle anderen dieser Zeit, immer nur brav! Und dass der Herr Steinmüller 1986 wegen des Kollegen Harald Finster und mir aufgehört hat als Trainer, ist sowieso nur ein böses Gerücht. Schlecht überliefert von den Geschichtsschreibern.