Abstiegskampf ist nie schön – sagt man im Fußball. Dass das gar nicht stimmen muss, hat unser Bundesligateam mit seinem beherzten Kampf um den Klassenerhalt bewiesen. Es gab großartige Spiele und im alles entscheidenden letzten Duell das Happy End. Eine Saisonbilanz. 

Von 2014 bis 2022 wurde unser Bundesligateam von unserem treuen und verlässlichen slowenischen Legionär Gregor Zafostnik angeführt. Im Sommer 2022 haben wir uns dann entschlossen, auf seine Dienste zu verzichten, weil wir der Ansicht waren, aus eigener Kraft mit einheimischen Kräften die Liga halten zu können. Eigenbauspieler Tobias Scherer fühlte sich stark genug, als Kapitän und Führungsspieler voranzugehen. Der gebürtige Kärntner Tobias Siwetz, der seit vier Jahren in Graz studiert und lebt, sollte eine solide Nummer zwei werden und Simon Grünsteidl aus Bruck, der schon mehrere Saisonen in der 2. Liga aufzuweisen hat, auf der Nachwuchsposition für die nötigen Siege sorgen.

Im Herbst ging es gut los, doch nach zwei Wochenenden dann wieder einmal ein Rückschlag. Tobias Siwetz kegelte sich beim Klettern die Schulter aus, nachdem er die Saison davor wegen einer Knöchel-Operation fast gar nicht gespielt hatte. Tobias Scherer fing sich eine Corona-Infektion ein, also fuhren zum Auswärts-Wochenende gegen Sierndorf und Stadlau neben Grünsteidl Landesligaspieler Martin Brandstätter und Oberligaspieler und Sportchef Raimund Heigl. Dass in dieser Besetzung nichts zu holen war, versteht sich fast von selbst. Auch am darauffolgenden Wochenende fiel Siwetz noch aus, dazu wurde die Partie gegen Salzburg strafverifiziert, weil Ersatzspieler Hans Peter Kopp nicht rechtzeitig angemeldet worden war. Die entsprechende Kaderregel wurde erst vor der Saison geändert, im Vorjahr waren noch alle Spieler des Vereins ohne zusätzliche Anmeldung spielberechtigt. Die entsprechende Zehn-Tages-Frist ist widersinnig, denn wenn sich ein Spieler wie Siwetz am Donnerstag vor dem Match verletzt, kann der Verein schwer schon eineinhalb Wochen vorher den Ersatz nominieren. Aber das ist nicht die einzige sinnlose Bundesligaregel.

Rückrunde mit drei nahezu unschlagbaren Teams

Zum Ende der Hinrunde kam unser Team wieder in Schwung, doch für das obere Play-off der besten acht sollte es knapp nicht reichen. Es wurde zwar nur Rang 14, auf den 8. Gumpoldskirchen fehlten aber nur drei Punkte. Das untere Play-off sollte zum Gemetzel werden: Wiener Neudorf und Wohnpark Alt Erlaa gingen nach der Punkte-Halbierung mit 15 Zählern ins Rennen, die folgenden vier Klubs – Sierndorf, Flötzersteig, Ebensee und Feldkirchen – mit je 14. Nur Gratwein (11) und Stadlau (10) hatten etwas Rückstand. Doch die nächste fragwürdige Bundesligabestimmung besagt, dass man Spieler, die im Herbst nicht im EU-Raum gespielt haben, für das Frühjahr verpflichten darf. Also wurden zwei Vereine kreativ: Ebensee holte den kroatischen Nationalspieler Benko, Stadlau bediente sich sogar an einem Koreaner namens Yeon Jongeon. Da Wohnpark Alt-Erlaa auf die Dienste von Österreichs Ex-Nationalspieler Kostadin Lengerov und des langjährigen Erstligaspielers Jörg Pichler zurückgreifen konnte, waren die ersten drei Plätze eigentlich schon fix vergeben.

Dahinter mussten sich die restlichen fünf Teams dagegen wehren, auf den drei Abstiegsrängen zu landen, nur zwei sollten es also schaffen. Wir haben einen leichten Fehlstart erwischt, denn im Derby in Gratwein reichte es nur zu einem 5:5-Remis. Auch das zweite Match gegen Sierndorf endete nur 5:5 und mit einem Fauxpas unseres Juniors Grünsteidl. Er hatte sich wieder einmal nicht im Griff und erhielt die sechste gelbe Karte der Saison, was einerseits eine Sperre für das nächste Spiel gegen Stadlau zur Folge hatte und andererseits die Tatsache, dass er mit jeder weiteren gelben Karte wieder gesperrt werden würde. Die Partie gegen Stadlau ging in der Folge zu Zweit mit 0:6 verloren.

Gegen Sportklub/Flötzersteig gab es also schon das erste Endspiel, zumindest ein Punkt war Pflicht, besser aber ein Sieg. Und er sollte gelingen. 6:4 hieß es am Ende, nachdem endlich auch ein Doppel gewonnen wurde. Gegen Alt-Erlaa konnten wir leider keine Sterne erreichen und verloren mit 1:6.

Das Spiel gegen Ebensee wurde auf den Karfreitag vorverlegt, weil deren Junior Girlinger am ursprünglichen letzten Spieltag bereits zu einem internationalen Einsatz unterwegs war. Tobias Siwetz brachte Leon Benko, der wenige Tage zuvor in Fürstenfeld noch für das kroatische Nationalteam gegen Österreich zum Einsatz gekommen war, an den Rand der Niederlage, verlor aber im fünften Satz. Auch Tobias Scherer startete gegen ihn brillant und führte 1:0 und 7:2, konnte den Satz aber nicht ins Ziel bringen und verlor am Ende mit 1:3. Da auch das Doppel wieder einmal nicht so gut lief, setzte es eine knappe 4:6-Niederlage. „Das wäre ein Bonuspunkt für uns gewesen. Aber jetzt wissen wir, dass wir im letzten Spiel gegen Wiener Neudorf gewinnen müssen“, fasste Kapitän Scherer die Lage zusammen.

Entscheidungswochenende mit Happy End für Feldkirchen

Wie schon gegen Ebensee war die Halle gut besucht, fast 50 FKI-Schlachtenbummler sorgten für beste Stimmung in der engen Halle. Eine Vorentscheidung schaffte Tobias Siwetz bereits im allerersten Spiel gegen Legionär Kristian Szabo. Tobi konnte den routinierten Ungarn mit 3:2 niederringen, parallel dazu bezwang Tobias Scherer Ersatzmann Lorenz Sellmeister. Simon Grünsteidl hatte gegen Mark Juhasz wenig zu bestellen, feierte später aber den Pflichtsieg gegen Sellmeister. Weil auch Tobias Scherer gegen Szabo gewann, durften wir im Match Siwetz – Juhasz schon von der Entscheidung träumen, denn es ging in den Entscheidungssatz. Doch der junge Ungar hatte das bessere Ende für sich. Bei 4:3 für Feldkirchen standen noch die Matches Scherer – Juhasz und danach das vermeintlich sichere Match Siwetz – Sellmeister auf dem Programm. Mit zwei Siegen, könnten wir uns das Zitterspiel im Doppel ersparen. Und Tobias Scherer zeigte, was einen Kapitän und Leistungsträger ausmacht: Er ließ wenig Zweifel aufkommen, siegte mit 3:1, spielte damit unter höchstem nervlichen Druck 3:0 und meinte nach dem Match nur kurz: „Es macht schon noch immer sehr viel Spaß, das Tischtennis!“ Tobias Siwetz zitterte gegen Sellmeister zwei Sätze lang, den dritten holte er sich dann mit 11:2. Der Sieg war in trockenen Tüchern, jetzt hieß es noch zittern, was die Konkurrenz macht. Mehr als eine Stunde nach dem Ende unserer Partie war dann klar, dass Sierndorf bei Flötzersteig gewonnen hat und wir somit von Rang fünf nicht mehr zu verdrängen waren. Flötzersteig verlor dann auch am Sonntag gegen Stadlau. Wie dieses Match ausgegangen wäre, wenn es für Flötzersteig im Wiener Derby gegen einen Gegner, der schon gerettet war, noch um etwas gegangen wäre, wollen wir gar nicht wissen.

Das Saisonfazit von Kapitän Tobias Scherer: „Ich denke, wir haben uns den Klassenerhalt mit dieser Truppe mehr als verdient. Wir sind vor der Saison bewusst das Risiko eingegangen und haben auf unseren langjährigen Legionär verzichtet, weil wir davon überzeugt waren, es mit drei jungen Steirern oder Halbsteirern zu schaffen. Ohne die Verletzungen und Krankheiten im Herbst wären wir wahrscheinlich direkt im oberen Play-off gelandet. Dass Ebensee und Stadlau dann Top-Legionäre eingekauft haben, verfälscht die Liga natürlich. Aber wir haben es trotzdem geschafft und das macht uns stolz.“

Sportchef Raimund Heigl ergänzt: „In so einer extrem starken Liga mit einheimischen Spielern zu bestehen, ist eine saubere Leistung. Mein Vorbild war immer Übelbach, das in den 90er-Jahren mit vier Eigenbauspielern – Pichler, Spörk, Graf und Vergendo – an der Spitze der zweiten Liga mitgespielt hat. Ganz so weit sind wir noch nicht, aber einem Wolfsberger und einem Brucker neben dem Eigenbauspieler die Chance zu geben, sich hier zu beweisen, kommt dem schon nahe. Schade finde ich es für Flötzersteig, Wiener Neudorf und Gratwein, die einen ähnlichen Weg verfolgt haben und denen die Rückkehr der Legionärspolitik zum Verhängnis wurde.“