Auch in der 5. Runde der 1. Bundesliga nahm unser Team wieder Punkte mit: Gegen Flötzersteig/Wr. Sportklub gelang ein 3:3. Der Sieg wurde hauchdünn verspielt. Die große Frage ist, wie und ob es aufgrund der Covid-19-Situation jetzt weitergeht.
Obwohl die Covid-19-Maßnahmen erneut verstärkt wurden, ließen sich mehr als 20 Unentwegte den Besuch des Spiels der fünften Runde des unteren Play-offs der 1. Tischtennis-Bundesliga zwischen Feldkirchen und der Spielgemeinschaft Flötzersteig/Wiener Sportklub nicht nehmen. Es durfte kein Buffet mehr geben und die Zuschauer mussten während der gesamten Spieldauer den Mund-Nasenschutz tragen. Auf große Werbung im Vorfeld wurde verzichtet. Ein Sportfest sieht anders aus, aber die tischtennisaffinen Zuschauer bekamen tolle Matches zu sehen. Die Gäste mussten ihren Legionär Anton Kutis vorgeben, weil er nicht aus der Slowakei ausreisen durfte. Da die Mannschaft sich aber ohnehin zu viert abwechselt, konnte sie trotzdem eine sehr schlagkräftige Truppe stellen.
Im ersten Spiel begegnete die Nummer eins von Feldkirchen, Gregor Zafostnik, der nominellen Nummer drei der Wiener, dem routinierten Abwehrspieler Wolfgang Päuerl. Gregor startete sehr schlecht und verlor die beiden ersten Sätze deutlich. Danach steigerte er sich zwar, gewann Durchgang drei, musste den vierten aber wieder knapp abgeben und somit stand es rasch 0:1. Um nicht früh am Rand der Niederlage zu sein, musste Tobias Scherer etwas schaffen, was er eigentlich nicht kann: David Klaus zu schlagen. 22 Mal hat es diese Begegnung in den vergangenen 13 Jahren von der U11 der österreichischen Nachwuchs-Superliga im Jahr 2007 über diverse österreichische Meisterschaften, aber auch in der 2. Bundesliga gegeben, 22 Mal hieß der Sieger David Klaus. Letzterer war zigfacher österreichischer Meister im Nachwuchs und hatte eine zeitlang auch mit einer Karriere als Profi spekuliert. Tobias war ja ebenfalls acht Jahre lang im österreichischen Nachwuchs-Nationalkader, aber einer war immer einen Deut stärker: David Klaus.
Tobias begann das Match stark, setzte David stark unter Druck und gewann die beiden ersten Sätze mit 11:6 und 11:5. Der dritte ging dann relativ glatt mit 7:11 verloren. In Satz vier musste man schon fast damit rechnen, dass die unheimliche Serie weiter gehen würde, denn Tobias vergab bei 10:7 drei Matchbälle in Folge und verlor den Satz noch mit 11:13. Im fünften Durchgang entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, die Führung wogte hin und her und bei 9:9 konnte man nicht ahnen, wer sich das Match holen sollte. Tobias holte sich abermals einen Matchball und diesmal machte er auch tatsächlich den Punkt. Der Jubel fiel entsprechend aus. Jetzt kann Tobias, in Anlehnung an das legendäre Zitat des Tennisprofis Vitas Gerulaitis sagen: „Niemand schlägt einen Tobias Scherer 23 Mal hintereinander!“ Gerulaitis hatte 16 Mal hintereinander gegen Jimmy Connors verloren, ehe er ihn am 12. Jänner 1980 im Masters-Halbfinale im New Yorker Madison-Square-Garden zum ersten Mal bezwingen konnte. Im Interview nach dem Match sagte er: „Nobody beats Vitas Gerulaitis 17 times in a row!“
Doch vom Madison-Square-Garden zurück in die Mühlweg-Arena des Sportzentrums Feldkirchen. Spiel drei bestritten Tobias Siwetz und Norbert Rapolt. Im Vorjahr hatte Tobias in der 2. Bundesliga (Flötzersteig ist ja mit uns aufgestiegen) einmal einen knappen 3:2-Sieg im direkten Duell einfahren können. Doch an diesem Tag bzw. bisher in der ganzen Saison hat Norbert Rapolt den Ball wieder sehr gut am Schläger und holt sich dementsprechend einen ziemlich deutlichen 3:0-Erfolg. Er bleibt damit in dieser Saison noch ungeschlagen. Und er blieb so wie Tobias gleich am Tisch, denn die Dreier-Position muss ja auch gleich das Doppel bestreiten. Tobias wie immer mit Gregor Zafsotnik, Norbert mit David Klaus. Der erste Satz ging knapp an die Wiener, der zweite und dritte Satz knapp an die Steirer. Gregor fand eine gute Taktik für das Team, um gut ins Spiel zu kommen. Dies ging im vierten Satz dann voll auf und mit einem 11:4 stellte Feldkirchen auf insgesamt 2:2.
Waren wir vorher schon in New York, ging es im Duell der beiden Nummer-eins-Spieler dann in den Wilden Westen. Denn was Gregor und David zwischenzeitlich ablieferten, erinnerte an die wildesten Schießereien von Wyatt Earp oder Billy Clanton. „Ich schieße schneller!“ – „Nein ich!“ – „Nein ich!“, schien das Motto der beiden Spieler zu sein. Die Zuschauer und auch die anderen Spieler der beiden Teams konnten angesichts der Tempobolzerei nur noch fassungslos den Kopf schütteln. Die beiden Spieler hatten auch schon öfter gegeneinander gespielt, aber so etwas hatten sie noch niemals abgeliefert. Am Ende wurde Grega immer sicherer und konnte sich für sein schwächeres erstes Spiel rehabilitieren.
Bei 3:2 für Feldkirchen durfte Tobias Scherer gegen Abwehr-Ass Wolfgang Päuerl also zur Kür, also den möglichen Sieg, ansetzen. Und es begann richtig gut, Tobias dominierte mit ganz feinen, weichen Topspins das Geschehen und gewann die beiden ersten Sätze mit 11:8 und 11:4. Doch ein variabler Abwehrspieler dieser Klasse hat noch etwas im Talon und so stellte Päuerl die Platzierung seiner Bälle etwas um und konnte so den dritten Satz klar mit 11:5 gewinnen. Danach entwickelte sich ein Krimi, ob Landkrimi (für Feldkirchen) oder Soko Donau (für Wien) dürfen sich die Leser jetzt selbst aussuchen. In jedem Fall gingen die beiden weiteren Sätze über die volle Distanz. Den vierten holte sich Wolfgang im Nachspiel mit 12:10. Im fünften sah Tobias bei 8:5 schon wie der sichere Sieger aus, doch es ist so schwer gegen so einen Spieler auch tatsächlich über die Ziellinie zu kommen, denn man muss hunderte Topspins ohne Fehler spielen. Und am Ende wurde das Handerl ein bisserl schwer und so gewann Wolfgang Päuerl auch den fünften Satz mit 12:10. Es wurde also wieder ein 3:3, das einzige verdiente Resultat nach diesen tollen Spielen.
Kapitän Tobias Scherer bilanziert: „Es ärgert mich schon sehr. Ich habe die ersten zwei Sätze gegen Wolfgang einfach perfekt gespielt. Mit den weichen Topspins schön präzise gespielt und wenn die Chance da war, abgeschlossen. Aber es ist so schwer, die Abwehrbälle sind so flach und das Timing muss perfekt sein. Und am Ende habe ich halt ein bisschen hingezitttert zu den Topspins. Das kann man sich auf diesem Niveau nicht leisten.“ Und zum ersten Sieg gegen David Klaus: „Ich spiele jetzt seit 15 Jahren Tischtennis und fast in jedem Jahr gegen David. Oft war ich ganz weit weg, mehrmals habe ich in letzter Zeit in fünf Sätzen verloren. Ich habe heute schon beim Einspielen gemerkt, dass ich ein gutes Gefühl habe. Die Entscheidung war, dass ich auch mit der Rückhand die ganze Zeit über mutig geblieben bin und durchgezogen habe. Als ich danach das Spiel von David gegen Grega gesehen habe, habe ich mir gedacht, so einen starken Spieler kann ich eigentlich gar nicht schlagen. Ich habe vor ein paar Jahren einmal gesagt, wenn ich David irgendwann einmal schlage, dann höre ich auf! Aber jetzt läuft es grad so gut, also mache ich weiter!“
Nach fünf Begegnungen hält Feldkirchen jetzt also bei einem Sieg, drei Unentschieden und einer Niederlage. „Der Start ist uns viel besser gelungen als irgendjemand im Verein das erhofft hatte. Wir können fast mit allen mithalten und haben vor allem ein Team, das sich gegenseitig helfen kann. Auch heute haben wieder alle drei Spieler einen Punkt beigetragen. Das macht uns schwer ausrechenbar. Ich fürchte, dass uns die Gegner jetzt bald ernster nehmen werden als vor Saisonbeginn“, sagt Raimund Heigl, der sportliche Leiter der Feldkirchner. Und kommt abschließend noch einmal auf die Coronasituation zu sprechen: „Ich hoffe, dass das nicht das letzte Spiel für längere Zeit war. Ein Spiel dieser Runde musste wegen eines Covid-19-Falls bereits verschoben werden, in Oberösterreich und Salzburg wurden die Ligen von der Landesliga abwärts bereits unterbrochen. Und es kommt noch etwas dazu: Wenn uns so etwas passiert wie unserem heutigen Gegner Flötzersteig, also dass der Legionär nicht mehr einreisen darf, dann können wir das nicht so wegstecken wie sie. Da die Bundesliga in den heurigen Bestimmungen festgeschrieben hat, dass es im Gegensatz zu einem aktiven Covid-19-Fall kein Verschiebungsgrund ist, wenn ein Spieler nicht nach Österreich kommen darf, dann ist die sportliche Wertigkeit in Frage zu stellen, denn dann geht es darum, welcher Verein hat das Glück, dass sein Spieler am jeweiligen Termin gerade reisen darf.“